Der immer hungrige Nepomuk bekommt von Herrn Schulte-Osthoffs Enkelin täglich Mineral-Leckerlies. Die Produktbeschreibung verspricht „gesunde Belohnung mit lebensnotwendigen Vitaminen und Spurenelementen“. Das Mädchen glaubt an die lebensverlängernde Wirkung der Bröckchen und Nepomuk hofft, dass sie sich ihren Glauben noch lange bewahrt! Sein ungebremster Appetit lässt ihn auch zweifelhaft schmackhafte Präparate wie Wurmkuren unkritisch aufnehmen.
Die Gabe des notwendigen Parasitenkillers an Gourmets wie die figurbewusste Vollblutdame Comtessa, erfordert dagegen viermal jährlich einen neuen Trick vom verantwortungsvollen Pferdefachmann. Auf das mit der Paste gefüllte Brötchen fällt sie nicht noch einmal rein! Auch der Unterschied zwischen Apfelmus pur und Apfelmus mit der Killercreme ist allzu leicht entlarvt. Bleibt also die Frage: wie transferiert man das Präparat von der Spritze ins Pferdemaul…?
Gewalt ist auch keine Lösung und ohnehin nicht Herrn Schulte-Osthoffs Art. Kraftintensive Zwangsgaben würden das Verhältnis zu der sensiblen Rappstute nachhaltig erschüttern.
Nepomuk würde sich ja „opfern“, indem er das seiner Freundin zugedachte cremige Medikament ebenfalls schluckt. Satt kennt er nicht. Entweder er hat Hunger oder ihm ist schlecht, zweiteres kam aber bislang noch nicht vor. Bleibt also die Herausforderung, der edlen Stute die notwendige medikamentöse Zwischenmahlzeit einzuverleiben.
Statt Knochen und Bänder umständlich bei der zeitraubenden Ausübung des Reitsports zu beschädigen, genügt oft schon ein energisches Kopfhochreißen kombiniert mit einem Fehltritt – und schon humpelt das Pferd zuverlässig für einige Wochen. „Man muss auch mal loslassen können“ denkt der vernünftige Mann, als er den Strick aus der rechten Hand gleiten lässt, bevor er die Bodenhaftung verliert. In der linken hält er die noch immer vollständige Wurmkur.
„…ich bin AUCH nur ein Mensch“, denkt der Pferdehalter
Das Pferd denkt: „ …er ist auch NUR ein Mensch!“
Der Wurmkur ist die empfindsame Comtessa gegenwärtig damit entkommen. Das ist ihr das vertretene Bein allemal wert. Das Alternativprogramm für heute ist eine Abtastung durch den zufällig gerade anwesenden Pferde-Osteopathen.
Einen guten Pferde-Osteopathen erkennt man daran, dass man nach der Untersuchung auf jeden Fall einen neuen Sattel braucht.
Neben einer kleinen Auswahl von (zufällig) verkäuflichen Sätteln, welche er (zufällig) auch gerade im Wagen hat, verrät der Knochenspezialist wirklich nützliche Neuigkeiten aus der tierorientierten Heilkunst. Der bodenständige und zudem an allem neuen interessierte Herr Schulte-Osthoff erfährt von einer neuen überzeugend getarnten Darreichungsform von Wurmkuren.
Sehen aus wie Leckerlies, fühlen sich an wie Leckerlies und riechen auch so. Nicht mal Feinschmecker wie Comtessa wissen bei diesem Bluff noch, wann sie aufgeregt die Wurmkur verschmähen sollen. Wie soll sie denn bitte schön in Zukunft wissen, ob sie dankbar knabbern oder hysterisch ihren Ruf als empfindliche Diva pflegen soll!?